Wann entstanden die ersten Kampfkünste?

Seit wann gibt es Kampfkunst in Deutschland?

Was ist Kampfkunst, was ist Kampfsport?

Wozu braucht man die verschiedenen Stellungen in den Kampfkünsten?

Was macht Ihr im Training?

Was ist eine "Form" oder "Kuen"?

Was bedeutet "Formtraining"? Was übt man da?

Warum wird mit Waffen trainiert?

Warum gibt es Prüfungen?

Wozu dient ein Graduierungssystem?

Woher kommt diese festgelegte Reihenfolge der Gürtelfarben?

Was ist ein Schwarzgurt?

Braucht man unbedingt gute Kondition um weiterzukommen?

Wann und wie wird man Si-fu (Shi-fu) bzw. Si-gung?

Was heißt "Si-fu"?

Verändert sich die persönliche Kampfkunst mit zunehmendem Alter?

In welchem Alter ist das Trainieren sinnvoll?

Wozu dient der Kampfschrei?

Woher kommt der Kiai?

Wo im Körper entsteht der Kiai?

Begünstigt die Beschäftigung mit Kampfsport aggressives Verhalten?

Was darf man vom Gesetz her auf der Straße anwenden?

Warum gibt es Regeln bei solchen Wettkämpfen? Wird dadurch nicht der freie, lebendige Kampf behindert?

Was passiert mit Schülern, die offensichtlich aus gewalttätigen Absichten am Training teilnehmen?

Was bedeutet es, wenn man davon spricht, die Prinzipien der Kampfkunst auf das tägliche Leben zu übertragen?

Wie verhindert man beim Training mit Kindern, diese auf einen falschen Weg zu bringen?

Fördert der Kampfsport die Gemeinschaft?

Wie wichtig ist theoretisches Wissen um die Kampfkunst?

Welchen Vorteil hat die Beschäftigung mit Medizin und Anatomie des Menschen für einen Kampfsportler?

Was versteht man unter doppeltem Brennpunkt?

Wozu dient das Sandsacktraining?

Wozu dienen Bruchtests?

Was ist der Unterschied zwischen Säbel und Schwert?

Wozu dienen Spiegel im Trainingsraum? Fördern sie nicht die Eitelkeit?
 
Wann entstanden die ersten Kampfkünste?
Die erste Erwähnung einer chinesischen Kampfmethode (Quan-fa) stammt aus dem Jahr 2600 v. Chr. Ein überlieferter Bericht besagt, das der Gelbe Kaiser (Huangdi) eine siegreiche Schlacht dem Jue-di zuschreibt. Dies bedeutet übersetzt soviel wie "Hörnerstoßen" und war eine Art Ritual, in dem Kampfbewegungen simuliert und Tiermasken getragen wurden. Diesen Brauch gibt es in manchen Regionen Chinas heute noch.

In der Epoche der Chou (1122-256 v. Chr.) war der Brauch vom waffenlosen Zweikampf, dem Xiangpu, bekannt, daher kann man annehmen, daß es zu dieser Zeit bereits eine stilisierte Form des Kämpfens gab. TOP
 

Seit wann gibt es Kampfkunst in Deutschland?
Wer sich über die Entstehung und Entwicklung Deutschlands oder der nordeuropäischen Länder und Völker informiert, der stößt früher oder später auf den Begriff "Germanen". Jeder hat diesen Begriff schon einmal gehört und weiß in etwa, daß es sich dabei um eine Sammelbezeichnung für verschiedene Stämme handelt, die damals (im 1. Jhd. v. Chr.) in Nord- und Mitteleuropa lebten. Was aber nicht so bekannt ist, ist die Entstehung des Begriffes "Germanen". Es hieß ursprünglich "Ger-mannen", denn diese Völker benutzten eine speerartige Waffe, den "Ger". Der Begriff könnte also übersetzt soviel wie "Speer-Männer"(oder Speer-Menschen) bedeuten. Außerdem wurde um 100 n.Chr. die Geschicklichkeit der Germanen im Umgang mit dem Kurzschwert "Sax" (Sachsen!) beschrieben.

Im Mittelalter gehörten festliche Ritterturniere zu den höfischen Sitten, um 1386 fanden bereits Wettkämpfe im "Stechen und Fechten" statt. Zu den ritterlichen Tugenden zählten (ähnlich wie bei den Samurai) Fechten, Bogenschießen und Ringen sowie Waffentechniken zu Pferde. TOP
 

Was ist Kampfkunst, was ist Kampfsport?
Viele alte Kriegskünste wurden im Laufe der Jahrhunderte durch wirksamere Systeme oder neue Waffen abgelöst, kamen so aus der Mode und gerieten nach und nach in Vergessenheit. Da man aber erkannte, daß den alten Kriegskünsten nützliche, erzieherische Werte innewohnten, die erhalten bleiben sollten, suchte man schon früh nach Methoden, die Kampftechniken sozusagen für friedliche Zwecke nutzbar zu machen. So erfand man diverse Schutzvorrichtungen, um möglichst gefahrlos üben zu können und dabei aber die Wirksamkeit der alten Kriegskünste zu erhalten. Daraus kann man folgern, daß Kampf"sport" aus der Kampf"kunst" entwickelt wurde und interessant und wertvoll bleibt, wenn es gelingt, die alten Kunstfertigkeiten, ihre geistigen Werte und ihre ursprüngliche, kriegerische Effektivität zu wahren und sie gleichzeitig so zu entschärfen, daß - unter Beachtung von Regeln und Sicherheitsmaßnahmen - ein ungefährliches Training bzw. ein Wettkampf mit kalkulierbarem Risiko möglich ist. TOP
 

Wozu braucht man diese verschiedenen Stellungen (Stände) in den Kampfkünsten?
Um in den verschiedenen Schritt- und Bewegungsabläufen nicht die eigene Körperkontrolle zu verlieren. TOP
 

Was macht ihr im Training?
Meistens wird beim Trainingsbeginn die Aufwärmung des Körpers mit Konditionsübungen verbunden, d.h. beispielsweise Training bestimmter Muskelgruppen, Ausdauertraining, Übungen zur Koordinationsverbesserung, Anspannungs- und Endspannungsübungen, Partner- und Reaktionsübungen u. s. w.

Zunächst gibt es ein technisches Training, bei dem der Schüler die Basis seiner Kampfkunst erlernt, d.h. Einzeltechniken wie Schläge, Tritte, Blocks, Stände und im weiteren erste Kombinationsmöglichkeiten und Kontertechniken gegen Angriffe verschiedenster Art, ob mit oder ohne Waffe, geschlagen, getreten oder gegriffen etc. Darauf aufbauend gibt es ein Training, wie man lernt, diese Einzeltechniken oder auch Kombinationen am Partner anzuwenden oder seine Technik an Airbags oder Pratzen (das sind Schutzpolster für den Partner) auszuprobieren.

Dann gibt es ein Formtraining, bei dem die Einzeltechniken zu einer festgelegten Folge zusammengesetzt wurden, so daß eine Art Kampf gegen imaginäre Gegner entsteht. Dieses Training schult das Gleichgewicht, die Konzentration, den Ausdruck, den Fluß in der Bewegung und auch die Kondition und Koordination. Darauf aufbauend wird auch teilweise mit traditionellen, chinesischen Waffen trainiert, für die ein hohes Maß an Körperbeherrschung, Disziplin und gutes Timing notwendig sind.

Im Straßenkampf - und Selbstverteidigungstraining werden Verteidigungsmöglichkeiten für alle erdenklichen Angriffe und Notwehrsituationen geübt, ob in Einzelsituationen oder in Mehrfachangriffen, ob in ruhigem oder stressig lautem Umfeld, ob mit viel Platz oder auf engstem Raum. Auch gibt es darauf basierend Training mit speziellen Inhalten wie z.B. Fallschule ("wie fällt man, ohne sich zu verletzen"), Würge- und Hebeltechniken, Bodenkampf, Nutzung und Verteidigung von Alltagswaffen etc.

Letztendlich gibt es auch noch das Wettkampftraining, das die sportliche Auseinandersetzung im Zweikampf beinhaltet. Hierbei werden Schutzpolster (Hand-, Fuß-, Schienbein- und Zahn- oder auch Kopfschutz)getragen, die das Verletzungsrisiko senken sollen, getragen. Zudem gibt es gewisse Regeln, die aus der Kampfkunst einen Kampfsport machen. TOP
 

Was ist eine "Form" (Kuen/Kata)?
Die Begriffe stehen in den Kampfkünsten für eine genau festgelegte Serie von Techniken, in denen die Methoden und Kampfstrategien eines Stils gegen einen Angreifer verschlüsselt sind. Sie setzen sich aus Bewegungen zusammen, die zur Abwehr gegnerischer Angriffe und zum Konter verwendet werden. Man kann also sagen: eine Form ist ein festgelegter, stilisierter Kampf gegen imaginäre Gegner. Mit einer Form repräsentiert der Übende seinen Stil; an Formen (Kuens/Katas)kann der Beobachter deutlich die Unterschiede verschiedener Kampfkünste sehen. TOP
 

Was bedeutet Formtraining? Wozu braucht man das?
Das Formtraining schult das Gleichgewicht, die Konzentration, den Ausdruck, den Fluß in der Bewegung und auch die Kondition und Koordination. Ein gutes Timing und Körperbeherrschung braucht man später auch für das Training mit Waffen, das z.B. beim Kung Fu traditionell dazugehört. Außerdem hilft es dem Schüler, komplexe Bewegungsfolgen zu entschlüsseln und zu verstehen, denn so, wie man aus einzelnen Bewegungen und Kombinationen eine Form aufbaut, kann man auch umgekehrt eine Form in ihre Einzelteile zerlegen und die neuen, unbekannten Techniken in sein Bewegungsrepertoire aufnehmen, um sie evtl. in anderen Trainingsbereichen, wie z.B. Im Selbstverteidigungs - Training zu gebrauchen. TOP
 

Warum wird mit Waffen trainiert?
Um überhaupt irgendwann mit Waffen arbeiten zu dürfen, muß ein Schüler zuerst seine persönliche, körperliche Ausdrucksweise kennenlernen und wissen, wie er mit seinen "persönlichen Waffen" (Fäuste, Füße etc.) umgehen kann. Es ist allerdings wichtig, mit einer Waffe die verschiedenen individuellen Möglichkeiten wie Kraft, Schnelligkeit, Rhythmus, Kontrolle, das Gefühl der Distanz und die Graziösität, also das Aussehen, kennenzulernen. Jede Waffe hat einen ganz eigenen Charakter und schult den Übenden auf ihre eigene Weise. Neben Basisübungen werden im Waffentraining auch Formen und Partnerübungen unterrichtet. In den Formen lernt man, einzelne Bewegungen geschickt miteinander zu verbinden und in den Partnerübungen lernt man zusätzlich die Anwendung und die Kontrolle, um den Partner nicht zu verletzen.

Natürlich wird heute keiner mit einem langen Stock oder gar einem Säbel auf die Straße gehen, um sich im Notfall damit verteidigen zu können; das ist auch nicht Sinn der Sache. Sollte es einmal dazu kommen, so lassen sich viele Gegenstände des Alltags hervorragend zweckentfremden, so daß sich z.B. ein Regenschirm oder ein einfacher Ast zur gekonnt eingesetzten Waffe verwandeln läßt(anstelle eines Säbels etc.), oder ein Billardqueue wird zum Stock oder Speer. Der größte Nutzen liegt aber, wie gesagt, im Trainingseffekt. TOP
 

Wozu gibt es Prüfungen in den Kampfkünsten?
Wahrscheinlich reagiert jeder mit Unbehagen, wenn eine Prüfung anliegt. Sie bedeutet Streß, Aufregung und bei einigen sogar regelrechte Angstzustände. Dennoch sind Prüfungen sowohl für den Prüfling als auch für den Prüfer eine sinnvolle und notwendige Maßnahme auf dem Weg einer Ausbildung, ob in einer Berufsausbildung, in der Schule oder eben im Kampfsport.

Die Schüler werden durch die Prüfungen dazu gebracht, sich das gesamte, für die Prüfung verlangte Material intensiver einzuprägen als sonst und werden so daran erinnert, daß die Kampfkunst noch mehr beinhaltet als nur den bevorzugten Trainingsbereich.

Sie erkennen Ihre persönlichen Grenzen, können diese mit der nächsten Prüfung überschreiten und sich körperlich wie geistig neue Grenzen suchen. TOP
 

Woher kommt diese festgelegte Reihenfolge der Gürtelfarben?
Der Geschichte nach wurden alle neuen Novizen, die einem Tempel beitraten, in eine Klasse gesteckt, so daß sie in ihrem Lernfortschritt gemeinsam vorankamen und keine Graduierung nötig war. Deshalb trugen die Schüler ihre hellen Baumwollschärpen, die zur Mönchskleidung gehörten, nur, um ihre Hosen zu fixieren. Im Laufe der Jahre harten Trainings füllte sie sich mit Schweiß, Blut und Staub, so daß sie nach und nach immer dunkler wurde und schließlich geradezu schwarz war. So entstand ursprünglich das Graduierungssystem der dunkler werden Schärpen bzw. Gürtel und die Tradition, diese niemals zu waschen. TOP
 

Wozu dient ein Graduierungssystem?
Da in den chinesischen Kung Fu- Stilen das Wissen um eine Kampfkunst als geheim galt, wurde dieses immer nur im engsten Kreis weitergegeben, in den Familien vom Vater zum Sohn. Es war keine Graduierung nötig. Doch durch die Verbreitung der Kampfkünste im Westen entwickelte sich langsam die Notwendigkeit einer Form der Graduierung. Da in vielen Schulen die Schülerzahl so sehr wuchs, daß ein genaues Beobachten eines einzelnen Schülers immer schwieriger wurde, entwickelte man eben dieses System der dunkler werdenden Schärpen. So konnte ein Lehrer seine Schüler besser aufteilen und den ihnen entsprechenden Unterrichtsstoff gezielter an den Mann bzw. die Frau bringen, ohne die Anfänger zu überfordern und die fortgeschrittenen Schüler zu vernachlässigen. Der Hauptzweck ist also, die Techniken und Formen in zusammenhängende Unterrichtsblöcke einzuteilen.

Ein anderer Zweck ist außerdem die sichtbare Unterscheidung von Schülern und Meistern. Nicht in allen Stilen hat sich das Graduierungssystem mit Schärpen durchgesetzt. Da gibt es dann z.B. einen Unterschied in der Kleidung, so daß z.B. in den südchinesischen Stilen das Tragen von schwarzen Wickelhosen üblich ist, wozu es dann noch weiße T-Shirts für die Schüler und schwarze Jacken oder auch Schärpen gibt. TOP
 

Was ist ein Schwarzgurt?
Eine Frage, die sich mit einer einzigen Antwort nicht zufrieden gibt. Es hängt hierbei sehr viel von dem jeweiligen Stil ab, in dem jemand ein Schwarzgurt werden will: bei dem einen muß man z.B. ein Vollkontakt -kämpfer sein, bei einem anderen muß man alle Techniken des Stils beherrschen, ein weiterer verlangt absolute Selbstkontrolle und Beherrschung der Emotionen, so das man erst 50 mal geschlagen werden muß, bevor man zurückschlägt, und beim nächsten ist es eine Verbindung von allem.

Man sieht deutlich die vielen verschiedenen Möglichkeiten, ein Schwarzgurt zu sein. Hier kommen die Beziehungen und Unterschiede zwischen den Stilen ins Spiel, die durch das Können des Schwarzgurtes deutlich werden. Ein Schwarzgurt hat bestimmte Charakterzüge, Qualitäten und Fähigkeiten, die das Niveau und die Stärken eines Stils reflektieren soll. TOP
 

Braucht man unbedingt eine gute Kondition um weiterzukommen?
Wer an Sport denkt, assoziiert damit als erstes körperliche Anstrengung, Schweißausbrüche, Erschöpfung und heftige Atmung, verbunden mit einem hohem Puls. Natürlich gibt es auch Sportarten, die andere Merkmale aufweisen. So wird z.B. auch Schach oder das Angeln von manchen Leuten als Sport bezeichnet. Das Wort "Sport" kommt aus dem Lateinischen: "se deportare" = sich belustigen, ergötzen!

Bei den Kampfkunststilen muß man unterscheiden zwischen den Schulen, die reine Selbstverteidigung lehren und solchen, die Kampfkunst in allen Bereichen lehren. Diejenigen Schulen, die mehr auf der Selbstverteidigung aufbauen und die körperliche Fitness für nicht so wichtig halten, da sie ihren Kampfstil evtl. für unfehlbar halten, sollten sich vielleicht mal fragen, was passiert, wenn ein Angreifer genauso gut ist wie man selbst und eine bessere Ausdauer hat; oder man wird von mehreren Personen bedroht dann ist eine gute Kondition von Vorteil.

Das soll jetzt aber nicht heißen, daß Kondition die Voraussetzung ist, um eine Kampfkunst zu erlernen. Wer ernsthaft daran interessiert ist, seine Kampfkunst länger zu studieren, der wird das entsprechende Training mitmachen und dort alle erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten erlernen und, falls erforderlich, auch die notwendige Kondition aufbauen. Wer sich seiner Trainingsmotivation bewußt ist und von dem Stil, den er erlernt, überzeugt ist, der wird um seine Möglichkeiten wissen und sich entsprechend weiterbilden; oder er wird früher oder später mit seinem Stil nicht mehr zufrieden sein und sich nach neuem umsehen. TOP
 

Wann und wie wird man Si-fu (Shi-fu) bzw. Si-gung?
Der Titel "Si-fu" (Shi-fu(chin.)= Lehrer-Vater) wird an Meistergardträger verliehen, die eine eigene Kung Fu Familie (Schule) gegeründet und eigene Meisterschüler ausgebildet haben.

Der "Si-fu" ist der Lehrer einer Schule und wird von seinen Schülern auch so genannt. Er hat Assistenztrainer, die, wenn sie Schwarzgurtträger sind, "Si-hing" (mandarin: Shi-xiong = Lehrer -Bruder) genannt werden. Der Lehrer des Sifus wird von dessen Schülern als "Si-gung" und der Gründer des Stils als Si-choo"(Si-jo) bezeichnet. Soweit so gut. TOP
 

Was heißt "Si-fu"?
Si-fu (auch Shi-fu) ist die Bezeichnung für einen Lehrer bzw. Meister des Quan-fa (Ch´uan-fa, Gong-fu, Kung-fu = Namen für Kampfkünste). Der Begriff setzt sich zusammen aus Shi (= Lehrer) und Fu (= Vater). Übersetzt würde man also Lehrer -Vater sagen. Aber weshalb der Begriff Vater? Damals waren die einzelnen Kampfkünste Chinas geheime Familienstile und wurden immer nur vom Vater zum Sohn weitergegeben. So wurde der Vater für den Schützling der Familie auch zum Lehrer. Als später die Kampfkünste öffentlich unterrichtet wurden, war der Begriff des Lehrers vorrangig vor dem Begriff Vater. Da die Stile aber weiterhin die Namen der Familien trugen, galt der Lehrer eben auch als der Vater seines Stils und wurde weiterhin Si-fu (Shi-fu) genannt. TOP
 

Verändert sich die persönliche Kampfkunst mit zunehmendem Alter?
Wer selbst noch nicht die Erfahrung gemacht hat, die Veränderungen des Älterwerdens an sich zu spüren, der sieht doch immerhin einen Unterschied zwischen den Bewegungsstrukturen älterer Menschen und denen jüngerer Menschen. Während die Jüngeren noch ohne Hemmungen durch das Leben springen und auf gesundheitliche Einschränkungen fast keine Rücksicht nehmen müssen, bewegen sich die Älteren etwas bedächtiger und ruhiger. Die Ansprüche und Bedürfnisse ändern sich mit der Zeit, man greift teilweise zu anderen Möglichkeiten als früher, um ein Ziel zu erreichen. So ergeht es auch der Entwicklung der persönlichen Kampfkunst. Es gibt zwar auch einige Kampfkünstler, die selbst in hohem Alter noch Sprünge und akrobatische Übungen machen, die sich bewundernswert leicht bewegen und meist auch gelenkiger und beweglicher sind als so mancher Jüngling; das sind aber eher seltene Fälle. Statt hoher Tritte und spektakulären, einschüchternden Kraftaktionen benutzen sie lieber kleine aber wirkungsvolle Techniken und Tricks, um ihre Gegner aus dem Konzept zu bringen und sie dann gezielt außer Gefecht zu setzen. Sie gehen weiser vor und arbeiten eher wirtschaftlich, teilen ihre Kraft besser ein. Je älter man wird, desto mehr Erfahrungen macht man mit der Kampfkunst. Man lernt viel über sich selbst und auch über andere, nutzt seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus, um sich seiner Haut zu wehren und bringt einen ganz eigenen Stil hervor. Wer mit jungen Jahren neben dem eigentlichen Kampfsport noch einen Kampfkunststil wie z.B. Tai Chi ausübt, der hat damit im Alter noch etwas, das sich nicht grundlegend verändert und stets wirkungsvoll bleibt, da diese Kampfkunst auf natürlichen, körperfreundlichen Bewegungen basiert und außerdem die vitale Lebensenergie in Gang hält. TOP
 

In welchem Alter ist das Trainieren sinnvoll?
Für das Training einer Kampfkunst ist es eigentlich nie zu spät, es gibt für jeden etwas zu holen. Sinnvoll für eine Ausbildung in einer Kampfkunst mit der ganzen Bandbreite (mit Form, Waffen, Straßenkampf, Wettkampf u. s. w.) ist natürlich ein möglichst früher Start, da man in der Jugend (z.B. in der Schulzeit) noch die meiste Energie, die längste Ausdauer und oft auch die Zeit dafür hat. In China beispielsweise gehört man mit zwanzig Jahren in den Kampfkünsten schon zum alten Eisen. Ab dann kann man höchstens noch als Trainer aktiv sein, weil es heißt, daß dann der beste, aktivste Lebensabschnitt schon vorbei und man nun nicht mehr voll belastbar sei. In der westlichen Welt haben dagegen schon unzählige Kampfkünstler das Gegenteil bewiesen und selbst in fortgeschrittenem Alter noch Höchstleistungen erzielt; teilweise wurden sogar nationale und internationale Rekorde aufgestellt. Diese Leute haben dann in der Regel schon viele Jahre Training hinter sich, was wiederum darauf schließen läßt, daß sie schon in jungen Jahren mit dem Training begonnen haben; mit Ausnahme von solchen Talenten, die sich trotz späten Einstiegs schnell nach oben gearbeitet haben. TOP
 

Wozu dient der Kampfschrei, der "Kiai"?
"Kiai" bedeutet übersetzt soviel wie "Versammlung der Energie". Bezeichnet wird damit ein lauter Kampfschrei, mit dem der Übende seine gesamte geistige und körperliche Energie in einer Handlung konzentriert. Er bezeichnet die Manifestation des Ki (à Qi, à Chi(vitale Energie, Lebenskraft)) in der Technik. Der Kiai wird in der entscheidenden Phase des Kampfes verwendet und sollte im Ernstfall von einer tödlichen Technik begleitet sein. Der Kampfschrei hat also zum einen den Aspekt, während der Ausübung einer Technik durch Einsatz dieser extremen Ausatmung die Spannung im Körper zu erhöhen und so mehr Energie in die Technik zu setzen, zum anderen kann der Kampfschrei selbst als Waffe eingesetzt werden. Es gibt Kampfkünste (wie z.B. das Kiaijutsu), in denen die Experten einen Gegner durch einen Kiai lähmen oder gar verletzen können. TOP
 

Woher kommt der "Kiai"?
Um Mißverständnissen vorzubeugen soll vorweg erwähnt werden, daß diese Frage in zwei Richtungen geht. Zum einen die Frage nach der Herkunft des Kiai, zum anderen die Frage, wo der Kiai im Körper des Übenden entsteht. Zur nationalen Frage: "Kiai" ist japanisch (dort auch Yagui) und bedeutet übersetzt - wie bereits erwähnt - "Versammlung der Energie". Das Wort "Kiai" ist zusammengesetzt aus "Ki"(Energie) und "Ai"(Harmonie) und verkörpert das Wirken der Natur im aktiven Handeln. Der Gegensatz zum "Kiai" ist "Aiki", es ist passiv und wirkt im Nichttun. Kiai und Aiki sind dementsprechend eng miteinander verwandt und bezeichnen dasselbe Prinzip. "Kiai" beschreibt das aktive Prinzip des Universums, also das in Aktivität umgesetzte "Aiki". TOP
 

Wo im Körper entsteht der "Kiai"?
Die Technik des Kiai ist nicht einfach nur ein Schrei, sondern setzt sich aus den gesamten physiologischen und psychologischen Komponenten der entsprechenden Weglehre zusammen. Der erste technische Grundsatz ist, das der Kiai nicht aus der Kehle kommt, sondern aus dem Dan-tian (chin.) oder auch Dan-tíen. à Es bezeichnet die energetischen Zentren des Menschen, von denen es im Körper drei (beim "Chi Gung" sogar vier) gibt. In diesem Fall ist das Xia-Dan-tian von Bedeutung, es befindet sich zwei bis drei Fingerbreit unter dem Bauchnabel und ist in unserer Medizin als Sonnengeflecht bekannt. Der Kiai bedarf der rechten Atmung, der rechten Geisteshaltung und des kontrollierten Ki-Flusses (Energiefluß). Der Schrei darf nicht willentlich verändert werden (etwa um ihn zu verschönern), er muß natürlich sein und dem persönlichen Erleben jedes einzelnen entsprechen. TOP
 

Begünstigt die Beschäftigung mit Kampfsport aggressives Verhalten?
Ein großer Teil der Anfänger hat den ersten Schritt in eine Kampfsportschule sicherlich gemacht, um zu lernen, sich selbst verteidigen zu können und sich für den "Ernstfall" zu wappnen. Leider werden sie oft geleitet von falschen Vorstellungen über das Erlernen "unfehlbarer Techniken im Schnellverfahren". Sie erhoffen sich, mit möglichst wenig Aufwand das Ziel zu erreichen, in Auseinandersetzungen überlegen bzw. "unbesiegbar" zu sein. Aber wer seine Verteidigungsfähigkeit wirklich steigern möchte, wird sich vor längerfristigem, ernsthaftem Training nicht drücken können. Mit der Zeit lernt der Übende sich selbst und seine Techniken besser kennen und weiß um ihre Wirkung. Sowohl im Training als auch auf Turnieren wird von ihm ein hohes Maß an Disziplin abverlangt so daß er lernt, seine jüngeren Mitschüler und Wettkampfgegner mit Respekt und sportlicher Fairness zu behandeln, sich selbst zu beherrschen und seine Techniken zu kontrollieren. Wer das gelernt hat, ist nicht nur aus juristischen Erwägungen bei der Anwendung seiner Fertigkeiten gegenüber Laien vorsichtig - er ist fähig, seine Aggressionen zu zähmen und reagiert auf Bedrohung und Beleidigungen mit Kontrolle und Selbstbeherschung. TOP
 

Was darf man vom Gesetz her auf der Straße anwenden?
In der Aufschlüsselung des Gesetzestextes §32 des Strafgesetzbuches "Notwehr" steht es sehr deutlich:

Die Elemente (Voraussetzungen) einer Straftat:

1. Notwehrlage
2. Notwehrhandlung
3. Verteidigungswille

zu 1. Notwehrlage: wie entsteht eine Notwehrlage?

Angriff = Jede von Menschen drohende Verletzung rechtlich geschützter Interessen (z.B. Leben, Eigentum etc.)

Gegenwärtig = Angriff steht unmittelbar bevor, findet gerade statt, dauert an.

Rechtswidrig = Der Täter hat offensichtlich kein Recht für sein Handeln (z. B. Selbst-Verteidigung)

zu 2. Notwehrhandlung: Was ist eine Notwehrhandlung?

Erforderlich = Erforderlich ist nur die Verteidigungsart, die im konkreten Fall nötig ist, um den Angriff endgültig zu brechen und dabei den geringsten Schaden anrichtet.

Der in Notwehr Handelnde ist zur Auswahl desjenigen Abwehrmittels befugt, das ihm die Gewißheit einer sofortigen und endgültigen Beseitigung der Gefahr gewährt.

Merke: Die Verteidigung muß in einem angemessenem Verhältnis zum Angriff sein.

zu 3. Verteidigungswille: Was ist der Verteidigungswille?

Grundsätzlicher Gedanke: "Ich will verteidigen."

"Ich will einem anderen helfen."

Vorsicht: bei Absichtsprovokation liegt kein Verteidigungswille, sondern verdeckter Angriffswille vor. Somit wäre die Handlung rechtswidrig.

Für Kampfsportler gilt ein strengerer Maßstab bezüglich der Erforderlichkeit, da sie über technische Kenntnisse und Erfahrungen mit Kampfsituationen verfügen. Im schlimmsten Fall kann man für Körperverletzung nach § 223 StGB angezeigt werden, obwohl man sich ursprünglich nur verteidigen wollte. Leider gibt es solche Fälle, darum sollte man sich als Kampfsportler besser seiner Disziplin bewußt sein und in Streßsituationen Ruhe bewahren und sich nicht provozieren lassen. TOP
 

Warum gibt es Regeln bei solchen Wettkämpfen? Wird dadurch nicht der freie, lebendige Kampf behindert?
Hierbei muß man natürlich unterscheiden zwischen Leichtkontakt -Wettkämpfen (bzw. Semi -Kontakt), die in den meisten Kampfsportschulen üblich sind, und Vollkontakt -Wettkämpfen. Wer schon mal an einem Turnier teilgenommen hat oder als Zuschauer sich ein solches angesehen hat, der wird festgestellt haben, daß jeder Kampf auf strengen Regeln basiert und unter Aufsicht von Schiedsrichtern stattfindet. Wer sich nun fragt, ob diese Handhabe noch irgend etwas mit Kampfkunst zu tun hat, der hat auf der einen Seite recht: es ist kein Kampf mehr, der zur Verteidigung der Gesundheit oder gar des Lebens dient. Deshalb spricht man ja auch von Kampf -sport. Eben diese Regeln und Sicherheitsmaßnahmen haben zur Entwicklung und Erhaltung dieses Sportes beigetragen. Man wollte die alten Traditionen und wertvollen Trainingsaspekte der Kampfkünste erhalten und weitertragen, dabei aber den Partner schonen und ihn vor Verletzungen schützen. Deshalb wurden derlei Regeln entwickelt. Die Herausforderung bei Semi-Kontakt -Kämpfen ist es jetzt, seine Überlegenheit trotz dieser Regeln zu beweisen und den Gegner mit sauberen kontrollierten Techniken zu treffen, so daß diese Treffer von den Schiedsrichtern als Punkt für denjenigen Angreifer gewertet werden.

Beim Vollkontakt ist die Freiheit des Kampfes schon besser umsetzbar, da hier die Schläge und Tritte treffen dürfen und eine ganz andere Wirkung auf den Gegner haben - sowohl körperlich als auch geistig. Die körperliche Erschöpfung ist nach einem Treffer des Gegners größer und man wird schneller mit Emotionen belastet (man wird wütend oder aggressiv und dadurch unkonzentrierter u. s. w.) Doch auch hier gibt es noch Regeln. Und es gibt Schiedsrichter, die Punkte verteilen und die Kämpfer davon abhalten, sich ernsthaft zu verletzen.

Wer aber den totalen Freikampf erleben möchte, der sollte sich mal nach sogenannten "Ultimate -fights"(oder z.B. Cage -fights) umhören, denn diese werden auch "Kämpfe ohne Regeln" genannt. Hierbei geht es wirklich nur darum, den Gegner mit allen erdenklichen Mitteln (außer Waffen) kampfunfähig zu machen, also "kämpfen bis zum bitteren Ende". Von Sport ist da dann natürlich nicht mehr viel die Rede, denn es sind schon Menschen dabei ums Leben gekommen. Die Kämpfer müssen vor Antritt des Kampfes eine Bescheinigung unterschreiben, daß sie sich der Gefahren bewußt sind und keine Schadensersatzansprüche stellen, sollte ihnen etwas Ernsthaftes zustoßen. Sie kämpfen auf eigene Verantwortung. Diese Art kommt dem "freien" Kampf aber am nächsten. TOP
 

Was passiert mit Schülern, die offensichtlich aus gewalttätigen Absichten am Training teilnehmen?
Wer mal in einem Kampfsportmagazin blättert, trifft hin und wieder auf Artikel über besondere Meister einer Kampfkunst. In Portraits wird dann ihr Leben und ihr Werdegang bzw. ihre Karriere beschrieben. In vielen Fällen taucht darin dann die Bemerkung auf, daß eben dieser Meister trotz seines "einzigartigen, gefährlichen Könnens" einer der friedlichsten und angenehmsten Persönlichkeiten ist, die man heutzutage treffen kann. In der Tat ist es auffällig, daß man mit Kampfkünstlern, die sich ernsthaft und intensiv mit ihrer Kunst auseinandersetzen, in der Regel prima auskommt. Die Kampfkunst hat sie im Laufe der Jahre geprägt und sie zu ausgeglichenen und selbstsicheren Menschen gemacht. Diese Eigenschaft strahlen sie auch im Unterricht aus und überträgt sich so auch auf die Schüler. Wenn nun einer kommt, der die Kampfkunst aus selbstsüchtigen Zwecken erlernen will, etwa um ein besserer Schläger zu illegalen Zwecken zu werden oder um sich gegen andere Mitschüler zu behaupten und sich somit selbst zu beweihräuchern, der wird sich in einer Schule, in der Disziplin und Selbstbeherrschung oberstes Gebot sind, nicht lange wohl fühlen. Er wird früher oder später die Schule von selbst verlassen, weil seine Bedürfnisse hier nicht befriedigt werden oder er von dem Lehrer gebremst und immer wieder zur Ordnung aufgerufen wird. Sollte er sich des öfteren fehlverhalten, so wird er in der Regel schnell vom Training ausgeschlossen.

Andersherum kann es allerdings auch passieren, daß sich ein solcher Schüler gänzlich wandelt und sich dem Weg des Lehrers und der Kampfkunst anschließt und selbst zu einem vernünftigen, aufmerksamen und angenehmen Menschen wird. In diesem Fall hat der Lehrer seine Berufung erfüllt und eine bemerkenswerte Tat vollbracht: er hat dem Menschen einen Weg gezeigt, sein Leben zu gestalten und es verantwortungsbewußt und lebendig zu führen. TOP
 

Was bedeutet es, wenn man davon spricht, die Prinzipien des Kung Fu auf das tägliche Leben zu übertragen?
Diese Frage kann man nicht generell beantworten, den für jeden bedeutet Kung Fu etwas anderes und jeder führt ein ganz anderes, eigenes Leben. So ist natürlich auch der Gebrauch von im Training erlernten Bewegungsmustern und geistigen Haltungen für jeden anders anwendbar. Sei es der Krankenpfleger, der durch sein Training eine Methode gefunden hat, Patienten besser und leichter heben zu können; oder sei es der Anwalt, der durch körperliches Training des Kung Fu gelernt hat, sich besser auf eine heikle Situation zu konzentrieren und sich so eher offensiv oder eher defensiv zu verhalten. So gibt es eine Menge Situationen im Kung Fu - Training, die einen Menschen an eine Situation in seinem Leben erinnern und ihm helfen, diese besser zu verstehen und darauf einzugehen.

Man könnte über dieses Thema endlos philosophieren und seine Zeit mit der Suche nach solchen Verbindungen und Zusammenhängen verbringen. Das ist hier aber nicht die Aufgabe.

Zitat: "Die Kampfkunst hat nichts gemein mit der groben, körperlichen Kraft, die nur dazu da ist, um einen Gegner zu besiegen, und noch weniger mit irgendeiner tödlichen Waffe, die Leben vernichtet. Die Kampfkunst ist dazu bestimmt, den harten Kampf zu vermeiden und die allgemeine Lebenseinstellung zu regulieren, indem sie allem in der Natur erlaubt zu wachsen und sich zu entwickeln. Deshalb dürfen die Übungen kein Selbstzweck zur Vernichtung des Gegners sein; sie müssen vielmehr in uns das Gefühl der Achtung gegenüber der Umwelt und uns selbst herausbilden." Morihei Ueshiba (1883-1969) Gründer des Aikido. TOP
 

Wie verhindert man beim Training mit Kindern, diese auf einen falschen Weg zu bringen?
Wer mal an einem Pausenhof einer Schule oder eines Kindergartens vorbeigegangen ist, dem wird die Toblust der Kinder nicht entgangen sein. Dabei kann es auch schon mal vorkommen, daß sich dabei zwei oder mehrere dieser Kinder wegen irgendeiner Streitigkeit in die Haare gekriegt haben oder auch nur so mal aus Spaß miteinander rangeln und mehr oder weniger spielerisch boxen. Was aber, wenn eins dieser Kinder Mitglied einer Kampfsportschule ist und sich nun mit einem anderen anlegt? Wird es durch sein Können nicht zur Gefahr für andere? Wie bereits beschrieben lernt ein neuer Schüler zunächst erst die Basis eines Stils und einzelne Techniken kennen. Dann kommt die Phase, in der er diese Techniken in der Anwendung am Partner kennenlernt. Da hat er dann die Gelegenheit, auf speziell dafür vorgesehenen Schutzpolstern seine Techniken anzubringen, ohne jemanden zu verletzen. Allgemein wird im Training besonders auf Sicherheit geachtet und den Schülern werden Fairness und Kameradschaft ans Herz gelegt und beigebracht; dennoch kann es mal dazu kommen, daß ein Schüler aus Versehen einen anderen mit einer Technik trifft und ihm damit weh tut. Dieser Moment ist zwar nicht wünschenswert, hat aber sowohl für den Treffenden als auch für den Getroffenen und sogar für die anderen Mitschüler einen großen Lerneffekt: alle können ansatzweise die Wirkung eines solchen Treffers erkennen und lernen dadurch, ihre Kraft und die Techniken besser einzuschätzen. Der Respekt vor den eigenen Möglichkeiten wächst und gibt einem die Selbstsicherheit, sich nicht mehr so schnell zur Nutzung des Könnens hinreißen zu lassen. Die Disziplin und Selbstbeherrschung, die während des Trainings vermittelt werden, schult die Schüler auch für ihr Leben außerhalb der Kampfsportschule. Sollte jedoch bekannt werden, daß jemand seine Kunst und sein Können mißbraucht, wird dieser verwarnt bzw. vom Training ausgeschlossen. Auch wer sich im Unterricht gehen läßt, sich nicht an die Regeln hält und die Mitschüler bewußt mit übermäßig starken Kontakt trifft, wird nicht lange am Training teilnehmen dürfen. Es liegt eine große Verantwortung auf dem unterrichtenden Lehrer. Er muß den Kindern eben dieses richtige Verhalten, den Respekt vor der Kunst und den Mitmenschen vermitteln. Er sucht den Unterrichtsstoff aus, von dem er glaubt, daß er für die Kinder geeignet ist und ihrem Alter, ihrem Fortschritt bzw. ihrem Verständnis entspricht. TOP
 

Fördert der Kampfsport die Gemeinschaft?
Wozu treibt man Sport? Es gibt vielerlei Motivationen für den Sport, z. B. Sport als Lebensstil, Sport als Ausgleich, Sport als Kampf, auch Kampf- und Machttrieb - Auswirkungen (z.B. in Wettkämpfen), Kampf im Spiel u. s. w.. Sport ist aus menschlichen Neigungen und Bedürfnissen entstanden, die als eigengesetzliche Grundformen beschrieben werden. "Spielen, üben, tanzen und kämpfen" gelten als Grundformen menschlichen Verhaltens. Aus vielen dazugehörigen Übungen sind im Laufe der Zeit sportliche Disziplinen geworden, es fanden Wettkämpfe statt, aus gemeinsamen Notwendigkeiten entstanden Gruppensportarten bzw. Mannschaftssport.

Genauso erging es auch der Kampfkunst. Aus der Notwendigkeit, sich verteidigen zu müssen, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine eigene Disziplin, der Kampf wurde zum Sport. Er wurde regelmäßig trainiert, weiterentwickelt und immer mehr stilisiert. Natürlich gab es Ehrenkodexe wie "einer für alle - alle für einen", und große Schlachten wurden genauestens durchdacht und Strategien wurden entwickelt, um ein Heer erfolgreich durch eine Schlacht zu bringen durch "gemeinsames" Kämpfen. Dennoch bedeutet der Begriff "Selbst"-verteidigung ja eher den Schutz der eignen Person. Heutzutage geht ein Schüler in eine Kampfsportschule, um zu lernen, sich selbst zu verteidigen. Der Grundgedanke, mit einer Mannschaft gemeinsam ein Ziel zu erreichen, ist gar nicht vorhanden. So kann man also sagen, daß der Kampfsport eher ein Einzelleistungs - Sport ist. Nicht zu vergessen sind dabei aber die enormen Erfahrungen eines Schülers im gemeinsamen Training mit anderen. Durch die enorme Vorsicht und Konzentration, die beim Training geboten ist, wird eine große Achtung und Aufmerksamkeit für andere entwickelt, man geht gemeinsam an die persönlichen Grenzen. Dann gibt es natürlich auch noch Teamkämpfe, bei dem sich die Mitglieder voll auf einander verlassen, sich gegenseitig anspornen und gegebenenfalls auch mal Fehler zugestehen und verzeihen. Es liegt dabei auch ganz viel beim Lehrer, der versuchen kann, aus einer Gruppe wildfremder Menschen eine "Familie" zu machen. TOP
 

Wie wichtig ist theoretisches Wissen um die Kampfkunst?
Je länger man sich mit einer Kampfkunst beschäftigt, desto mehr Fragen tauchen mit der Zeit auf. Jede Kampfkunst hat ihre eigene Geschichte, jeder Stil seine eigenen Hintergründe, jede Technik eine besondere Wirkung. Was das technische Training angeht, so beantworten sich viele Fragen während des Trainings selbst. Will man jedoch die Hintergründe um einen Kampfstil oder die Entstehung einer Technikfolge begreifen, so läßt sich ein Blick in einschlägige Bücher nicht immer vermeiden. Interessiert Studierende kommen fast gar nicht umhin, ihr Wissen durch das Erforschen uralter Traditionen und Bräuche zu erweitern, um Zusammenhänge und Unterschiede verschiedener Kampfkünste und Systeme zu erkennen. Einige Stile verlangen von ihren Schülern sogar ein bestimmtes Pensum an theoretischem Wissen, welches z.B. bei Prüfungen abgefragt wird, sofern es welche gibt. Sie wollen damit erreichen, daß der Schüler sich ganzheitlich mit seiner Kunst befaßt, und nicht nur stumpfsinnig Techniken und Kämpfen lernt. Außerdem gibt es in manchen Kampfkünsten Gebiete, in denen zuerst theoretisches Wissen erforderlich ist, bevor man anfängt, dieses Gebiet praktisch zu erarbeiten, z.B. "Welche Nerven -Druckpunkte sind zu welcher Zeit besonders reizbar, in welcher Verbindung erhöht sich die Wirkung, und was für Auswirkungen kann das Bearbeiten solcher Punkte haben etc. Ein Kampfkünstler kann nicht nur gut kämpfen, er weiß auch viel über seine Kunst. TOP
 

Welchen Vorteil hat die Beschäftigung mit Medizin und Anatomie des Menschen für einen Kampfsportler?
Wenn ich um den menschlichen Körper weiß und seine Stärken und seine Schwächen kenne, habe ich die Möglichkeit, wirtschaftlich zu arbeiten, d.h.; mit möglichst wenig Aufwand das größtmögliche Ziel erreichen.

Einige Kampfkünste benutzen das Sprichwort: Wer zerstören kann, muß auch heilen können! Das heißt also: wenn ich in der Lage bin, jemanden mit meiner Kampfkunst zu schädigen, muß ich auch in der Lage sein, anderen zu helfen, ggfs. auch mir selbst. Gerade als Lehrer oder Betreuer sollte man über ein grundlegendes medizinisches Wissen verfügen, um im Notfall dem Geschädigten helfen und ihn vor größeren Schäden bewahren zu können. Auch die regelmäßig im Training vorkommenden Übungen sollten bei intensiver Nutzung sorgfältig ausgewählt und auf therapeutische Gesichtspunkte hin untersucht werden. TOP
 

Was versteht man unter doppeltem Brennpunkt?
Um solche Schläge effektiv ausführen zu können bedarf es einen langen Trainings, auch guter Kenntniss über seine persönlichen Fähigkeiten. "Doppelter Brennpunkt" bedeutet,daß in einem Schlag zwei Kraftübertragungen auf das Ziel stattfinden. TOP
 

Wozu dient das Sandsacktraining?
Wer sich weder dem Vollkontakt - Kämpfen verschrieben hat noch in einer Kampfsportart trainiert, die von hartem Kontakt im Training Gebrauch macht, für den gelten meist strenge Regeln und verstärkte Konzentration, um Verletzungen der Trainingspartner zu vermeiden. Es wird oft ohne oder mit nur leichtem Kontakt geübt. Dabei bleibt natürlich die Erfahrung aus, was es heißt, wenn eine Technik - sei es ein Schlag oder Tritt- mal auf einen Widerstand trifft. Wo man sonst kurz vor dem Partner stoppt oder eine Technik in die Luft macht, da ist jetzt ein Ziel, welches getroffen werden soll. Schüler, für die der Aspekt der Selbstverteidigung wichtig ist, sollten sich ruhig auch mal an ein Sandsacktraining wagen, denn im Ernstfall fragt niemand danach, ob man noch nie richtig zugeschlagen hat. Da geht es dann darum, den Angreifer zu besiegen, gegebenenfalls auch mit Schlägen und Tritten. Wenn man sich dann nicht über seine körperlichen Möglichkeiten im klaren ist, kann es leicht zu eigenen Verletzungen oder zu wirkungslosen Techniken kommen. Das Training am Sandsack baut zum einen die Schlagkraft auf, kräftigt aber auch die stark beanspruchten Gelenke und Muskeln und lehrt den Übenden richtige Körperhaltung und Entwicklung des richtigen Körpereinsatzes bei Schlag- und Trittkombinationen. Abgesehen vom körperlichen Training hat es auch psychologisch eine enorme Wirkung: man braucht hierbei nicht auf andere zu achten und kann sich je nach Möglichkeit und Bedarf nach Herzenslust austoben. Durch den Verbrauch überschüssiger Energie werden Aggressionen abgebaut, und man baut dabei noch Kondition auf. TOP
 

Wozu dienen Bruchtests?
Grundsätzlich geht es darum, seine Willenskraft unter Beweis zu stellen bzw. seine Schmerzunempfindlichkeit zu zeigen. In manchen Kampfsportarten wird sehr viel Wert auf solche Übungen gelegt, weil es heißt, daß dadurch der Wille, in diesem Fall die Macht des Geistes über das Material, geschult wird. In der Tat ist es wirklich eine Sache genauer Einschätzung eigener Möglichkeiten, Könner auf diesem Gebiet sprechen von Gedankenübertragung. Man stellt sich genau vor, wie das Material auf die Einwirkung reagiert, man befiehlt ihm sozusagen, der Kraft zu weichen. Dazu gehört aber auch noch der richtige Einsatz des Körpers. Andere Kampfkünste praktizieren solche Übungen auf andere Art und Weise: da werden z.B. Speere mit der Spitze an die Kehle gesetzt und gegen einen Widerstand gebogen, so daß sich der Speer normalerweise durch diesen enormen Druck in den Hals bohren müßte. Das tut er aber nicht, denn durch eine spezielle Art der Atmung, Konzentration der Kraft und ungebrochenen Willen ist es den Kämpfern (in diesem Fall in der Regel den Meistern eines Stils) möglich, den Körper resistent zu machen gegen diese enorme physikalische Kraft. TOP
 

Was ist der Unterschied zwischen Säbel und Schwert?
Der Unterschied zwischen Säbel und Schwert ist vielen Nicht -Kampfsportlern - leider aber auch vielen Kampfsportlern - nicht so recht bewußt. Der Begriff "Schwert" ist allgemein bekannter als der Begriff "Säbel" und wird deshalb oft für alle möglichen Schneidewaffen dieser Größenkategorie verwendet.
Das chinesische Wort "Dao" ist u. a. der Überbegriff für alle Schneidewerkzeuge: Säbel, Schwert, Messer u. s. w. Meist ist damit der Säbel gemeint, die Waffe der Krieger und Soldaten. Der Säbel (chin.: Dan-dao, auch Darn-do) hat im Gegensatz zum Schwert eine breite, leicht gebogene Klinge mit einer Schneide auf der Außenseite und ist eine Hieb- und Schnittwaffe. Durch diese gebogene Klinge erlaubt der Säbel direkte und sehr offensive Angriffe, seine Massivität ermöglicht Blöcke und Abwehrtechniken.

Das Schwert (chin.: Dan-jian, auch Darn-gim, Jian oder Chien) ist ein gerades, zweischneidiges Schwert und gehört zu den interessantesten, effektivsten, aber auch schwierigsten Waffen des traditionellen Kung Fu. Sie gilt als Königin der chin. Waffen. Die Schwerter sind auf den Verwender zurechtgeschnitten und sollen vom Bauchnabel bis zum Boden reichen. Die Klinge wird in drei Abschnitte eingeteilt: die Spitze ist äußerst dünn und rasiermesserscharf und kann deshalb leicht gebrochen werden. Sie wird nur zum Angriff (Stiche, Schnitte) verwendet. Der Mittelteil ist etwas dicker und wird für ableitende Bewegungen benutzt. Der untere Teil wird gebraucht, wenn größere Kraft nötig ist. TOP
 

Wozu dienen Spiegel im Trainingsraum? Fördern sie nicht die Eitelkeit?
Durch die Möglichkeit, sich selbst beim Training beobachten zu können, prägen sich die ausgeführten Bewegungsabläufe auch stark visuell ein: "Wie sieht es beim Lehrer aus, wie sieht es bei mir aus?" Haltungsfehler können selbst korrigiert werden, Bewegungsabläufe können auf Genauigkeit untersucht werden und man kann leicht lernen, richtungsorientiert und gegebenenfalls spiegelverkehrt oder seitengleich zu arbeiten. TOP